Die Schumann-Forschungsstelle in Düsseldorf hat einen interessanten und umfangreichen Artikel über "Bach und Händel in der Rezeption Robert Schumanns" von Matthias Wendt veröffentlicht. Er schreibt darin u.a.:
"Zum Dirigat benutzte Schumann diesmal nicht den verschollenen, für die Dresdener Aufführung verwendeten Klavierauszug, sondern die ebenfalls 1831 bei Trautwein erschienene Partitur. Glücklicherweise hat sich diese als direktes Relikt des Aufführungsmaterials erhalten. Sie befindet sich heute, trotz des unübersehbaren Stempels „Musikverein Düsseldorf“ auf der Titelseite, im Schumann-Haus Zwickau. Auf allen Seiten dieser Partitur finden sich Notizen Schumanns, die Aufschluß geben darüber, was übersprungen wurde, wie nicht mehr vorhandene Instrumente (bspw. Viola da Gamba) ersetzt wurden, welche Dynamikabstufungen er vornahm, wann Tempowechsel eingeleitet wurden etc....
... insbesondere Bachs protestantische Kirchenmusik war in der zwar preußischen, doch überwiegend katholischen Residenzstadt Düsseldorf noch recht unbekannt. Für Schumann selbst war diese Aufführung allerdings von noch weitreichenderer Bedeutung. Ein Brief Schumanns an Wolfgang Müller von Königswinter zeigt, daß Schumann versuchte, mit dieser Aufführung Maßstäbe zu setzen....
[In diesem Brief schreibt Schumann u.a.:]
"...Dass die Aufmerksamkeit der deutschen Kunstwelt auf dieses, eins der tiefsinnigsten und vollendetsten Werke Bach’s hingelenkt würde, dazu möchte auch ich beitragen, und auch durch Ihre Hand. ..."
... Es geht Schumann demnach nicht nur darum, ein Gegenstück zur Erstaufführung der Matthäus-Passion im 19. Jahrhundert durch Mendelssohn zu schaffen, sondern um mehr. Es geht um die Säkularisierung der Bachschen Kirchenmusik, um die Aufhebung ihrer kirchenmusikalischen Bindung und Aufnahme in den Kanon weltlicher Konzertmusik. Schumanns Aufführung im April 1851 ist sicher nicht die erste Aufführung der Johannes-Passion im 19. Jahrhundert, aber es ist die erste, die mit dem Anspruch auftritt, das Werk als absolutes Kunstwerk allen Menschen zu öffnen, nicht nur dem protestantischen Kirchgänger, der er selber nie war."
(in Auszügen zitiert nachhttp://www.schumann-ga.de/index.php?option=com_content&view=article&id=119:bach-und-haendel-in-der-rezeption-robert-schumanns&catid=9)